Montag, 20. Juni 2016

Zeit totschlagen

Ich wusste nicht mehr, wie viel Zeit man doch plötzlich hat, wenn man nicht mehr den ganzen Tag frisst. Wirklich ungewohnt. (Ja, zwei Tage sind nicht viel, aber ein Anfang)
Sonntag bin ich nach einem Streit mit meinem Freund in die Universitätsbibliothek geflüchtet und habe dort versucht ein wenig zu lernen. Viel ist dabei nicht heraus gekommen. Allerdings habe ich so bis auf etwas Obst, Kaffee und einen Apfel nichts weiter gegessen.
Heute lief es ähnlich. Allerdings hatte ich noch ein etwas unangenehmes Gespräch mit meinem Dozenten (er hängt an jeden seiner Sätze ein selbstbestätigendes 'HmHm' an, erinnert mich irgendwie ein wenig an Yoda. Und an Dieter Pfaff, da er doch ein wenig.... beleibter ist.). Ich hatte noch eine Frage zu dem Fragenkatalog den wir bekommen hatten (Ich fühle mich echt blöd, seine Antwort ließ darauf schließen, dass man sowas Triviales eigentlich wissen müsste..Naja. Ich tue ja sowieso nicht genug) Jedenfalls war der Hörsaal bereits leer und ich packte gerade meine Sachen als er nochmal zu mir kam und mich fragte, und ich solle das bitte nicht falsch verstehen; ob ich genug esse und ob ich vielleicht eine Essstörung hätte. Denn 'gerade bei so sehr schlanken Leuten würde er sich immer etwas Gedanken machen' und er betreue wohl auch einige Studierende, die damit kämpfen, und das müsse ja nicht sein, denn es ist ja so hinderlich. Nach einem "Oh, nein, nein, ich glaube das ist genetisch bedingt, meine Schwester und meine Mutter sind auch so dünn, und ich esse wirklich mehr als genug, alles in Ordnung." HAHAHA,genau. war er dann aber beruhigt. Und ich ziemlich überrascht.
Danach lag der Nachmittag viel zu lang und unausgefüllt vor mir. Was tun normale Menschen an so einem Tag? Ich hätte lernen sollen, konnte mich aber nicht motivieren. Da es schönes Wetter war, beschloss ich in meinen Lieblingspark zu gehen. Ich schlenderte so langsam wie möglich, schrieb dort angekommen ein paar Zeilen in mein Tagebuch und genoss die Sonne. Ich habe vergessen, wie schön es sein kann auch mal alleine unterwegs zu sein, ohne konkretes Ziel. Danach bin ich einfach weitergelaufen, durch die Stadt, Kaffee trinken, weitergehen, ein wenig im Supermarkt stöbern. Gegessen habe ich heute wieder nur ein wenig Obst, viel Kaffee und abends ein Minibrötchen (die tiefgekühlten von REWE, echt großartig) mit Frischkäse und Gemüse. Es tut so gut, nicht zu Kotzen. Dieses leichte Gefühl im Kopf war irgendwie... Beflügelnd. Ich hoffe, dass ich nicht wieder schwach werde. Zumal ich gerne am 29. bei der Ernährungsberatung auch gern endlich mal einen Erfolg vermelden würde.

Freitag, 27. Mai 2016

Vorteile?

Am Mittwoch war ich zum dritten Mal bei der Ernährungstherapie. Ich dachte eigentlich, dass es mehr eine Art Ernährungsberatung ist, weil es auf der Internetseite eigentlich hieß 'Ernährungsberatung mit therapeutischen Ansätzen'. Aber es ist viel mehr als das. Wir haben herausgearbeitet, warum ich an der Essstörung festhalte, was sie mir vielleicht sogar für Vorteile bietet. (Natürlich auch die Nachteile. Und welche Unterstützung nötig ist, damit ich aus der Sackgasse des Essens, Erbrechens und Hungerns herauskomme.)

Ich mag die Art meiner Therapeutin. Wie sie mit meinen Aussagen umgeht, wie sie mir neue Denkanstöße gibt.

So fand ich heraus, dass ich meine Essstörung vorallem als Schutzschild benutze. Als Schutzschild vor Anforderungen von Außen genauso wie vor meinen eigenen. Sie hilft miur, meine extreme Zukunftsangst (zumindest für eine Weile) auszublenden, weil mein Kopf sich permanent mit Essen beschäftigt.
Selbst die Essanfälle (die ich in letzter Zeit täglich habe Schande über mich) sind so betrachtet ...nützlich. Dies zu akzeptieren, ist mir besonders schwer gefallen. Okay. vielleicht ist nützlich nicht das richtige Wort und ich schäme mich auch schon wieder,davon übehaupt anzufangen. Aber sie folgen ebenfalls einer gewissen Logik. Sie geben meinem Tag fast so etwas wie Struktur,füllt ihn. Ich verbringe meine Zeit mit Essen und Erbrechen (Oh Gott, es tut schon wieder echt weh, das hier Schwarz auf Weiß festzuhalten), so bleibt mir schlichtweg keine Zeit, über anderwe Dinge nachzudenken.

Ich habe solche Angst. Ich bin ehrlich gewesen und habe zugegeben, dass ich täglich Erbrochen habe. Jeden. Verdammten. Tag. Dass es viel schlimmer geworden ist. Und... Meine Therapeutin war nicht entsetzt. Nein. Sie sagte, sie fände das NORMAL. Nicht im Sinne von NORMAL, das tut jeder, sondern es ist eine normale Reaktion meinerseits. Mein Unterbewusstsein ist sich offenbar darüber im Klaren, was mir die Essstörung 'Gutes' bietet. Es ist etwas Bekanntes, was ich nun versuche, aufzugeben. Für etwas Neues, Unbekanntes, etwas, was mir extreme Angst macht. Und so klammere ich mich unbewusst an die Störung, halte sie fest.

Puh. Das ist gerade wirklich sehr emotional für mich. Vielleicht kann es dem Einen oder Anderen von euch ein wenig zum Nachdenken anregen und euch dazu zu veranlassen,euch ein bisschen weniger als 'Eklig', 'unnormal' , 'irrational' und 'verfressen' anzusehen.

Sonntag, 15. Mai 2016

Warum wird mein Spiegelbild immer fetter,...

...und meine Klamotten immer weiter?
Ich fühle mich elend. Draußen ist es kalt, ungewohnt, nach der Hitze der letzten Woche. Ich fröstele, bin dankbar, dass mir mein Freund die Heizdecke gekauft hat, versuche mich zu konzentrieren.
...
..
.
Leere.

Ich liebe den Frühling. Liebe den Duft, der schon den herannahenden Sommer erahnen lässt, die blühenden Bäume, die Sonne,die meine Haut ganz warm werden lässt und meinem Körper Wärme schenkt, die er offenbar nicht selbst in der Lage zu produzieren ist.

Ich wiege 35,7 Kilogramm. Ich kotze täglich. Immer. Es tut so weh. Ich hasse mich jede Sekunde ein bisschen mehr. VERDAMMTE VERSAGERIN.

Aber was soll ich tun?


Sonntag, 24. April 2016

Auch mal wieder ein paar Worte von mir

In sofern hier überhaupt noch jemand mitliest möchte ich euch auch einmal wieder ein kleines Update geben.
Die Uni hat wieder angefangen, Klausuren liefen fast allesamt ziemlich übel, voralllem Chemie war ein echtes Trauerspiel. Langsam gewöhne ich mich wieder daran, jeden Morgen früh aufstehen zu müssen, mit Leuten zu sprechen und überhaupt das Haus zu verlassen.
Ich hatte ein paar üble Streits mit meinem Freund, zum 1. Mai bin ich raus aus meiner alten Wohnung, meine Eltern waren zu Besuch hier (sie fehlen mir echt wahnsinnig doll), ich habe am 27.04. einen Termin bei einer Ernährungstherapeutin (obwohl ich mir nicht sicher bin ob ich das eigentlich will), meine Seelenverwandte ist gerade zu Besuch hier (ich liebe dich), ich wiege 37,6 Kilo, ich friere ständig. Nach einigen Gesprächen und Beteuerungen meinerseits, dass ich tatsächlich etwas verändern will an meinem Essverhalten (...naja. Ich will die Fressattacken loswerden und nicht mehr Kotzen, aber ich will nicht zunehmen. Ist eh alles noch  viel zu viel.) herrscht wuieder einigermaßen Harmonie zwischen mir und meinem Freund, mal sehen, wie lang diese Waffenruhe anhält.
In den letzten Tagen habe ich versucht so wenig wie nur möglich zu essen, fühle mich trotzdem furchtbar, aber hey, Ihrkenntdasjaallesschon.

Donnerstag, 31. März 2016

Lächeln

Ich wünschte ich könnte einfach verschwinden, diese Bühne einfach verlassen.
 Der Vorhäng fällt, lebt wohl, ihr wart ein tolles Publikum.

Aber nein, das geht nicht, denn ich bin viel zu gefangen in meinem eigenen Drama, meinem eigenen Epos. Führe dieses Spiel ganz allein für mich auf, niemand darf es merken,denn es geht mir doch so GUT. Ich esse (zu viel), ich lache (zu laut) und ich rede (zu unbedacht).
Ich verstehe selbst nicht, wie ich überhaupt unglücklich sein kann. In meinen Augen bin ich der allerletzte Mensch, der sich beschweren darf. Echt. Ich meine, ich hab' doch alles: einigermaßen genug Geld (zumindest um über die Runden zu kommen), einen großartigen Freund, der mich (trotz Allem) liebt und der Alles für mich tun würde, den Studienplatz, den ich wollte, Freunde.
Punkt aus. Ich darf mich nicht beschweren. 
Wiekannmannursomelodramatischundegoistischsein?

Warum fresse und kotze ich ständig? WARUM, verdammte Kacke? WAS ZUM TEUFEL stimmt denn nicht mit mir? Warum bin ich so schwach? 

Vielleicht, weil es mittlerweile Gewohnheit geworden ist. 
Ich weiß nicht mehr wie dieses geisterhafte NORMAL geht. Versteh nicht wie ich es aushalten soll, normale Prtionen auch drin zu behalten. Klar kann ich 3 Pizzen, 2 Tüten Gummibärchen, 10 Kinderriegel, Joghurt und schüsselweise Cornflakes essen, aber auch nur, weil ich weiß, dass ich alles wieder ungeschehen machen kann. Ich hätte so gern eine Lösung aber zu viel Angst mir Hilfe zu suchen. Denn dann wird es ja wahr, wenn ich zugebe, dass ich es allein nicht schaffe. (und ich werde es allein nicht schaffen, niemals)
Dann hätte ich ja TATSÄCHLICH ein Problem. 

NEIN,NEIN,NEIN. Wasch Dir das Gesischt, steh auf, geh raus, zieh Dir ein Lächeln, ein paar hübsche Klamotten an und mach verdammt noch mal weiter. 
 
»Dies ist die bleierne Stunde, 
An die man sich erinnert, wenn man sie überlebt, wie Erfrierende sich an den Schnee erinnern -
Erst-Kalt-dann Erstarrung-dann das Loslassen«

Emils Dickinson 

warum kann ich nicht loslassen? 

Freitag, 25. März 2016

Hier sitze ich also. Auf der Couch, zwei Kissen im Rücken, meinen Freund beim Zocken beobachtend.Ich weiß nicht wie ich anfangen soll geschweige denn, was ich überhaupt schreiben soll. Es ist alles so... belanglos. Ja, das ist das richtige Wort.

Nachts hätte ich damit keine Probleme. Mittlerweile fürchte ich mich fast schon vor dem Bett, denn dann bin ich schutzlos. Im Nebel des Dämmerschlafes bin ich ein leichtes Opfer für die Dämonen. Und sie kommen. Jede Nacht. Gedankenstrudel, zu viel, als das irgendwer in der Lage sein könnte, alles zu erfassen. Ich ertrinke, drifte weg, Angst, Angst, panische Angst.
Was zum Teufel mache ich hier eigentlich?

FauleesfaulesfaulesdummeshässlichesDing

Wieder geht ein Tag zuende, unproduktiv  wie der vorangegangene. ICH HÄTTE LERNEN SOLLEN, die Prüfung ist in einer Woche.

Warumdenn,DuschaffstdasdochsowoesonichtweilDudummbist,hässlich,fett,gierigundfaulundunnützfindDichdamitab

 Letzte Woche war die Weisheitszahnop,die ich ohne Blessuren sehr gut verkraftet hab. Seit diesem Tag habe ich keine Ziarette mehr angerührt. Keine. Weil ich es nicht durfte. 

DuwirstnochfettweilDuaufhörenwillstmitdemgiftigenZeug

Es sind schon 9 Tage. Ich bin doch ein wenig stolz auf mich. Allerdings relativiert sich das direkt, weil ich dafür angefangen habe, Unmengen zu fressen (und anschließend auszukotzen, während ich bete, dass mein Freund es im Wohnzimmer  nicht mitbekommt)

39,8Kilogramm

Die ersten Tage nach der OP liefen göttlich, ich aß kaum und schlief aufgrund des Medikamentencocktails so gut wie schon lange nicht mehr. Doch das hielt nicht lange an, wie ihr euch sicherlich denken könnt.
WEILDUSCHWACHBIST,EKLIG,FETT,schauDirnureinmalDeinefettenOberschenkelan!

Mein Freund und ich stritten. Ich würde ihn links liegen lassen, wäre ständig abwesend, und Sex hätten wir schon ewig nicht gehabt. Ich weine. Gehe in die Küche und ritze mir in den Arm,ganz leicht. Es hilft, lässt mich Atmen und meine Tränen versiegen. Abends reden wir darüber. Warumundwiesoundweshalb,istjaeigentlichunwichtigaberichkannnichtichhassemich,ichfühlemichzuweitwegichmöchtenicht ´berührtwerdenabereigentlichschonichbinzufettichfühlemicheklig,alsoalleswieimmer. 
"Wenn Du ehrlich bist, sabotierst Du unsere Beziehung." Ohne nachzudenken bejahe ich. Aber später fällt mir erst auf, wie recht er doch hat damit. Das tue ich. WeilicheinschlechterMenschbinundesnichtwertbin,dassermichliebt,ichverstehesowiesonichtwarumerdastut,warumersichdasimmerwiederantutdennichbin esgarantiertnichtwert.
Ich hoffe in irgendwelchen verrückten Teilen meiner Selbst dass er mir mein eigenes Bild von mir bestätigt. Aber er tut es nicht. Was auch immer er sieht, er liebt es. 

Ich will abnehmen,ich will Dünn sein, ich will, dass meine Oberschenkel verschwinden und mein Bauch ich will fliegen, ich will so gern 35 Kilo wiegen, nein 34, eigentlich 31, nur um zu wissen, wie es sich anfühlt.