Samstag, 28. September 2013

(un)auffällig

Augenscheinlich läuft eigentlich Alles gut, nicht wahr? Gestern bekam sie die Ergebnisse der ersten Klausuren, bis jetzt überall zweistellige Punktzahlen.Überraschenderweise. Sie hat mit viel weniger gerechnet, schon deshalb, weil sie kaum den nötigen Elan zum Lernen aufbringen konnte. Selbst in Sport steht sie gut, Ausdauer, was ihrer Meinug nach das Einzige ist, das ihre begrenzten motorischen Fähigkeiten zulassen. Über ihre angebliche Unsportlichkeit macht sie oft Witze, allerdings weiß sie selbst,  dass es nicht (ganz) den Tatsachen entspricht. Sie könnte viel mehr wenn sie nicht so verdammt unsicher wäre, wenn sie keine Angst hätte, sich zu blamieren. Aber diese Angst verfolgt sie schon seit Ewigkeiten, ist gar nicht mehr wegzudenken aus ihrem Leben. Dazu gesellt sich dann noch der Widerwillen sich vor den Anderen umzuziehen, sie hasst es. Sie fühlt sich gemustert, von oben bis unten, so als ob ihre Klassenkameradinnen Maßbänder in den Augen hätten, mit denen sie jedes Gramm mehr registrieren.
Sie ist einfach nicht gut genug.
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Seit sie denken kann, vergöttert sie Tänzer, speziell die Ballerinas haben es ihr angetan. Warum sie nicht in jungen Jahren mit Ballett anfangen konnte? Leider nicht möglich, schon wegen der Trennung ihrer Eltern und den damit verbundenen häufigen Umzügen. Außerdem fehlte einfach das Geld.
Jahre später besuchte sie einen Ballettkurs in ihrer Geburtsstadt, zu dem sie ihr Vater begleitete. Sie bewunderte die vollendeten Bewegungen der anderen Tänzer, sie dagegen kam sich ungeschickt und tonnenschwer vor. Zum Ende der Stunde fühlte jedoch auch sie diese Leichtigkeit und sogar einen kleinen Anflug von Eleganz. Sie war seelig. Voller Begeisterung fand sie auch Wochen nach dieser einen Probestunde kaum ein anderes Thema. Und nun ist es endlich soweit. Sie hat sich getraut in einer kleinen Ballettschule nachzufragen. Die Kursleiterin erzählte ihr, dass es kein Problem sei, sich noch einzureihen, da sie sowieso eine kleine Gruppe sind und vor kurzer Zeit erst angefangen hätten. Sie konnte ihr Glück nicht fassen. "Nächsten Mittwoch ist es soweit!", denkt sie voller kindlicher, kribbelnder Vorfreude. Ein bisschen Angst hat sie zwar, aber das ist unwichtig. "Wenn man etwas möchte muss man es eben wagen!" Genau!

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