Sie schlingt ihren Schal fester um ihren Hals, zieht den Kopf ein, ängstllich starrt sie hoch in die Baumkronen. Es ächzst bedrohlich. 'Gotteswillen!!', wie die Natur doch zurückschlage kann, so, dass die Menschheit einmal mehr daran erinnert wird, wie klein und unbedeutend sie doch ist. Es kommt ihr vor wie entfesselte Urgewalten, die sie grob vor sich herschieben. Windstärke 12, Orkanböen, überall entwurzelte Bäume, Sirenen, Bauzäune, es herrscht ein Wellengang auf dem kleinen See, an dem sie immer vorbeigeht wie am Meer. Beim überqueren der Straße wird sie fast gegen ein parkendes Auto geweht. Sie läuft schneller. Von umherfliegenden Gegenständen erschlagen werden ist vermutlich nicht der schönste Tod.
Und doch... das Wetter hat etwas. Es ist so gewaltig, so angsteinflößend, und trotzdem scheint die Sonne. Fast vergleichbar mit ihrem Gefühlschaos. Sie verurteilt sich dafür, dass sie ihn vermisst. Sie würde nicht sagen, dass sie verliebt ist. Nein, sie sehnt sich nur nach Wärme und Geborgenheit nach Verständnis. Einfach gehalten werden, ohne etwas dafür tun zu müssen, wovor sie sich ängstigen müsste. Sie ist ihm so dankbar. Doch gleichzeitig weiß sie, dass es einffacher gewesen wäre, diese Gefühle nicht zu spüren, denn ihr wird nur wieder schmerzlich bewusst, was sie nicht hat und doch so gern hätte. Es wird leichter mit der Zeit,ja. Aber immer wenn sie zurückdenkt versetzt es ihr einen Stich.
Sie ist schon halb über der Straße als se die Sirenen hört, beinahe wäre sie vor einen Krankenwagen gelaufen. 'Lustig.', denkt sie, 'hätte der mich überfahren, dann hätte man gar keinen Krankenwagen mehr rufen müssen.' Sie richtet ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Heimweg. Zu Hause angekommen schalte sie sofort die Musik an, um den lauten Sturmgeräuchen den Kampf anzusagen. Kopfhörer an, Gedankenkarussell aus. Klappt sonst immer. Heute nicht. Sie fühlt sich wie jemand, der sein ganzes Leben unter der Erde verbrachte und nun zum ersten Mal die Sonne sieht und unbedingt hinaus will, raus in die Wärme. Doch dieser jemand ist angekettet, die Sonne ist so greifbar und doch so fern, unerreichbar. Irgendwann verblassen die Erinnerungen und vielleicht,vielleicht vergisst sie irgendwann einfach was ihr fehlt.
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